Der alte Kerker in Mehren - ein geheimnisvoller Ort

Der alte Kerker in Mehren - ein geheimnisvoller Ort Eingang zum ehemaligen Kerker von Mehren. Fotos: GRI

Es gibt sie noch, verwunschene Orte im Westerwald. Beispielsweise in Mehren, einem romantischen Fachwerkdorf in der N�he von Altenkirchen. Dort, unterhalb der alten Schule, befindet sich ein 1547 erbautes Verlies. Der Kerker, auch Bulles�Je genannt, diente fr�her als Ortsgef�ngnis und kann tags�ber bei freiem Eintritt besichtigt werden. G�nzlich ohne Fenster und ohne Licht wurden die Gefangenen dort fr�her in einem separaten Kerkerraum gefangen gehalten.

Mehren / Kreis Altenkirchen. Etwas mulmig war uns zumute, als wir vom AK-Kurier das alte Verlies unterhalb der alten Schule in der Mehrbachtalstra�e im Fachwerkdorf Mehren betreten haben. Am Eingang weist uns eine auf Stein gedruckte Schrift darauf hin, dass es sich dabei um das alte Dorfgef�ngnis aus dem Jahr 1547 handelte. Oberhalb der T�r ist ein Zunftzeichen in den Stein gehauen, dessen Symbol wie ein von einem Pfeil durchstochenes Herz aussieht. Sehr zutreffend, wenn man sich die Funktion des alten Kerkers vorstellt. G�nzlich ohne Fenster und ohne Licht wurden die Gefangenen dort fr�her in einem separaten Kerkerraum gefangen gehalten. Ein an der Decke angebrachter Eisenring gibt Zeugnis davon, dass man die dort inhaftierten Gefangenen wahrscheinlich sogar in Ketten gelegt hat.

Den Vorraum zum Verlies betritt man nach unten �ber eine Natursteintreppe. In diesem etwas gr��eren, aus Natursteinen gebauten Raum, hat sich fr�her wahrscheinlich das Wachpersonal aufgehalten. Hier w�re gen�gend Platz f�r Tische, B�nke und sogar Betten. Rechts am Ende des Raumes f�hrt eine schmale Steintreppe, wie in einen Berg gehauen, nach oben. In der Treppenmitte ist rechts ein schmaler Gang, der �ber eine weitere Treppe halbrechts nach unten f�hrt. Am Ende angekommen befindet sich dort der eigentliche Kerkerraum, etwa sechs bis acht Quadratmeter gro�. Die Kerkerw�nde und sogar das Gew�lbe sind aus Naturstein gemauert. Der Boden ist mit Lehm bedeckt. Der Raum sieht wahrlich nicht einladend aus. Wir stellen uns bildhaft vor, welches Dasein der Gefangene fr�her hier wohl gefristet haben muss. Ein Entkommen jedenfalls war hier unm�glich.

Merkw�rdig kommt uns vor, dass man den alten Kerker um das Jahr 1547 �Bulles�Je� genannt hat. Schon unter �Bulles� kann sich niemand etwas vorstellen. Und ein �Je� oder �chen� an ein Wort angeh�ngt, verniedlicht doch eigentlich einen Begriff. Bei der Recherche im Internet werden wir f�ndig. Dort ist in einschl�gigen Dialektw�rterb�chern das Wort �Bulles�, allerdings ohne �Je� als Bezeichnung f�r Gef�ngnis angegeben. �Bulles� ist demnach ein moselfr�nkischer Ausdruck und ist dort wie auch im Hunsr�ck bekannt. Und auch im nord-nassauischen und nord-mittelhessischen wurde dieser Begriff f�r das Dorfgef�ngnis verwendet. Weshalb die Mehrener das �Je� zur Verniedlichung angeh�ngt haben, bleibt wahrscheinlich f�r immer ungekl�rt. Doch wer die Einwohner von Mehren n�her kennen lernt gewinnt den Eindruck, dass das ehemalige Dorfgef�ngnis wohl doch nicht so schlimm war wie angenommen. Auch wenn das Verlies sich heute in Privatbesitz befindet, so ist die T�r des alten Dorfgef�ngnisses tags�ber unverschlossen und Besucher sind bei freiem Eintritt herzlich willkommen. (GRI)

Mehren, ein romantisches Fachwerkdorf im Kreis Altenkirchen. Foto: GRI